Auf ins neue Abenteuer...
Nach der Hauptstadt Honolulu mit dem Stadtteil Waikiki ist die Insel Molokai eine echte Umstellung. Die meisten kennen die kleine Insel zwischen Oahu und Maui noch nicht einmal. Ich zugegebenermaßen auch nicht, bis Mirko mir im Herbst eröffnete, dass er hier für eine Woche eine Ferienwohnung gemietet hat.
Wir haben einen Mietwagen, denn Taxis gibt es hier kaum. Mirko freut sich über einen Wrangler Sport, mit dem wir über die Insel cruisten und seine Geländegängigkeit austesteten.
Laut Reiseführer soll Molokai die hawaiianischste Insel sein. Noch 50 % der Bevölkerung haben indigene Wurzeln. Das soll heißen, sie stammen noch von Polynesiern ab.
Man kann sich das Gebiet Polynesien als Dreieck vorstellen. Im spitzen Winkel im Norden befindet sich Hawaii, im Süden Neuseeland und am stumpfen Winkel die chilenischen Osterinseln.
Zur Geschichte der Besiedlung gibt es zahlreiche Theorien. Zuletzt konnte anhand von genetischen Untersuchungen jedoch die Ansicht der Besiedlung aus Südostasien kommend bestätigt werden.
Weit vor Christus kamen die Siedler mit Ausleger-Kanus in den südlichen Pazifik. Als gewandte Seefahrer orientierten sich die Polynesier an Sonne, Sternen, Wind und Wellen. Von den Marquesas ging dann ca. 300 n. Ch. die Reise nach Hawaii.
Mit den Seefahrern im 18. Jahrhundert, allen voran James Cook, der in Hawaii auch sein Leben ließ, wurden die pazifischen Inseln auch im Rest der Welt bekannt. Mit den darauffolgenden Abenteurern, Händlern und Missionaren kamen auch die Krankheiten auf die Inseln. Von geschätzten 800.000 Hawaiinern, die vor der Ankunft der Weißen auf den Inseln lebten, waren um 1800 nur noch 250.000 und 1860 nur noch 70.000 übrig.
Die Geschichte der Ureinwohner und deren bis heute lebendige Kultur ist bemerkenswert.
Wir können dazu die von uns gelesenen Romane empfehlen:
Eine Reise nach Hawaii von Theodor Kirchhoff
Die Insel des verborgenen Feuers von Barbara Wood
Die Stimmen der Weisen von M. J. Harden
Beim Erkunden dieser Insel mit historischen Stätten, den sozialen Treffen wie dem Hawaii Music Sunday oder der Jam Session in der Kaffeefabrik wird die von den Hawaiianern gelebte Naturverbundenheit und der Zusammenhalt der Inselbewohner deutlich.
Die Menschen sind unglaublich offen und lieben ihre beschauliche kleine Insel. Zu den Musiknachmittagen kann jeder kommen und mitmusizieren. Statt Eintritt wurden uns Papayas mitgegeben, weil die Ernte eines Gemeindemitglied einfach zu reichlich war.
Auch wenn es für die Missionare damals nur Mittel zum Zweck war, ist es ihnen dennoch hoch anzurechnen, dass sie die hawaiianischen Sprache erhalten haben. Sie lernten diese, richteten Schulen für die Hawaiianer ein und brachten ihnen Gott in Bibeln in hawaiianischer Sprache näher. Ortsnamen, Straßennamen sind überwiegend immer noch hawaiianisch. Auch die Schreibweisen Hawai’i und Moloka’i sind hawaiianisch. Im Englischen werden die Apostrophe weggelassen.
Molokai ist eine Insel zum Entschleunigen. Man kann es mit den vorgeschriebenen Geschwindigkeitsbeschränkungen zwischen 25 und 45 Meilen pro Stunde nicht eilig haben. Alles braucht Zeit.
Wandern gestaltet sich aber als schwierig, da Wanderwege durch Privatgelände gehen, und man dafür extra einen Guide anheuern muss. Die Halbinsel Kalaupapa ist im Moment nur mit dem Flugzeug erreichbar, da der Weg dorthin zurzeit gesperrt ist. Dort wurde im 19. Jahrhundert eine Leprakolonie für Hawaii eingerichtet und bis 1968 aktiv betrieben. Über einen Aussichtspunkt haben wir diese abgelegene Landzunge im Norden von Molokai sehen können.
Wir hatten ein paar sehr stürmische Tage, so dass auch eine geplante Bootstour abgesagt wurde. Aber der Wind führte zu tollen Wellen an der Westküste. Am Strand war leider nur ein Spaziergang drin. Die Frangipani- und Macadamianussfarm sowie den Kaffee der Insel entdeckten wir mit all unseren Sinnen.
Aber an Neujahr war es endlich kaum windig um die Nase und die Walbeobachtungstour konnte stattfinden. Von Dezember bis April kommen die Buckelwale von Alaska nach Hawaii, um sich zu paaren und Junge zu gebären. Der Kanal zwischen den Inseln Molokai, Maui und Lanai ist dabei der Tummelplatz der bis zu 18 Meter großen Säuger. Und wir sind kaum aus dem Hafen raus und haben das Riff hinter uns gelassen, taucht ein Muttertier mit Jungem auf. Später sehen wir eine Familie: Eltern und Jungtiere. Sie zeigen zwar nur ihre Rückenfinne, aber auch die Pocken und Nase an der Vorderseite können wir erkennen.
Zurück in der Ferienwohnung schaut Mirko die gemachten Bilder an und ich vom Balkon aufs Meer. Wir haben heute eine super Sicht auf Maui, wo sich vier Städte anhand der Hochhäuser erkennen lassen, und letzte Nacht das neue Jahr mit Raketen begrüßt wurde. Und plötzlich sehe ich hinter dem Riff was springen. Wahnsinn.
Mirkos Reaktion: Wale springen nicht.
Ich hole ein Fernglas aus der Wohnung und sehe ihn wieder springen. Der Buckelwal, der sich gerade in der Nähe des Riffs tummelt, springt mehrmals soweit aus dem Wasser, dass wir seine weiße Unterseite sehen können.
Wir schauen ihm eine Weile zu, wie er Richtung Maui zieht. Dort zieht es auch uns als nächstes hin.