Auf ins neue Abenteuer...
Überblickend, überraschend, gesellig (Galerie 2. Etappe)
Wir haben Respekt vor der Etappe am zweiten Tag. 5,5 Stunden sind veranschlagt und gestern haben wir fast die doppelte Zeit gebraucht. Heute Abend wollen wir in einem privaten Refugio übernachten, Abendessen gibt es nicht und auch kein Ort in der Nähe. Wir kaufen am Sonntagmorgen noch Brot und Wasser, denn Wurst hat Alex ausreichend dabei.
Wir durchlaufen St. Elm und erreichen ein Wäldchen. Irgendwann lassen wir den Baumbewuchs hinter uns und Rückblicke auf die Bucht lassen uns immer wieder staunen. Uns überholt ein Mallorquiner schnellen Schrittes. Später stellt sich raus: er ist 60 Jahre und ehrenamtlich am GR 221 tätig. Er ist so schnell zu La Trapa unterwegs. Wir müssen riesige Felsen überwinden, Mirko zieht von oben, von hinten wird geschoben. Bißchen mulmig kann einem schon werden. Hinter der Insel Sa Dragonera können wir Ibiza erkennen. Ein Wanderführer mit einer deutschen Gruppe fragt, wohin wir heute noch wollen. Wir nennen das Refugi Ses Fontanelles und er macht ein komisches Gesicht und meint da wären wir heute noch einige Stunden unterwegs. Es liege hoch über einem Berg.
Das heißt Beine in die Hand nehmen. Wir schenken dem Trappistenkloster nur einen kurzen Blick vom Weg. Seit mehreren Jahren ist hier eine weitere Unterkunft im Entstehen. Das wird aber wohl noch etwas dauern. Weiter geht’s durch eine Graslandschaft und ab und an überholen uns Trailrunner. Wie die das bei dem Weg hinbekommen, ist uns unbegreiflich. Sie springen über die Steine wie Gazellen. Es wird ziemlich frisch weiter oben, wir nehmen noch einen Aussichtspunkt (Mirador d’en Josep Sastre) mit und essen Müsliriegel. Aber der Wind an dieser Felskante lässt uns schnell weiterziehen.
Wir haben einen tollen Ausblick auf die vor uns liegende Tramuntanawestküste inmitten von Wiesen voller weißen sternförmigen Blüten – Affodill (Asphodelus ramosus L.), die knapp einen Meter hoch werden können.
Kurz danach gegen Mittag erreichen wir ein erstes Übersichtsschild zur Ruta de Pedra Sec und Richtungspfeile mit Zeitangaben.
Ab hier folgen wir einem gemütlichen Weg durch eine Kalklandschaft. Ein paar Einheimische kommen uns auf ihrem Sonntagsausflug entgegen. Etwas später sehen wir viele schwarze Baumstummel, die von Gras, Zistrose, Palmen überwuchert werden. 2003 fielen hier mindestens 1600 Hektar Kiefernwald einem Waldbrand zum Opfer. Wir schaffen ordentlich Kilometer, da der Weg einer Schotterautopiste gleicht. Einige Fincas liegen hier am Wegesrand und wollen erreichbar sein. An einer sonnigen windgeschützten Stelle legen wir ein Päuschen ein. Kurz danach treffen wir auf die MA-10 und müssen diese entlang laufen. Typischen Bild auf den mallorquinischen Straßen sind die Radlergruppen.
Nach wenigen Kilometern sehen wir von der Straße unsere Finca und Übernachtungsmöglichkeit Ses Fontanelles in einem kleinen Tal. Wir sind glücklich, denn so schnell hatten wir unser Ziel nicht erwartet. Es ist erst 15 Uhr und ca. 15 km haben wir heute in 6 Stunden bewältigt. Ein deutsches Pärchen hat die Finca vor einigen Jahren gekauft und restauriert. Es gibt ein Hotel, ein privates Haus und einen Schlafsaal mit 6 Doppelstockbetten. Letzterer ist ein sehr großzügiger Raum mit viel Liebe fürs Detail gestaltet.
Uns wird noch warmer Kirsch-Pudding-Kuchen angeboten und kühle Getränke. Bei Bier und Weißwein dümpeln wir in den Nachmittag hinein.
Einen Aussichtspunkt nahe der Finca schaffen wir noch zu erklimmen. Dort pfeift nur so der Wind, dass wir es nicht lange aushalten. Irgendwann sind wir schon vier Pärchen: neben uns die Schweizer Manuela und Adi sowie die Ramsteiner Lisa und Sebastian. Am Abend packt jeder seine Leckereien aus und einige Flaschen Wein werden dazu gereicht.
Der Wanderführer vom Anfang des Tages hatte sich in der Unterkunft geirrt, wie wir am nächsten Tag merken werden.